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Forschung über Lernende Organisationen

Stabilität und Wandel

Organisationen werden in der Literatur eigentlich immer schon als dynamische Systeme betrachtet.

Über den dynamischen Charakter herrscht eine so große Einigkeit innerhalb der Organisationsforschung, dass diese Feststellung inzwischen den Status eines selbstevidenten Faktums erreicht hat. Dynamik und Veränderung spielen daher per se eine große Rolle und betreffen beinahe jeden Aspekt einer Organisation.

Dabei sitzt die Organisationsforschung nicht selten zwischen zwei Stühlen, da sie auf der einen Seite Organisationen – und damit Aspekte der Ordnung und Struktur beschreibt, aber auf der anderen Seite anerkennt, dass Ordnung und Struktur einem beständigen Wandel unterliegen.

Dies spiegelt sich wider in aktuellen Debatten darüber, wie viel Veränderung denn nötig ist, um Anpassungsfähigkeit zu beweisen und wie viel Flexibilität dann auch wieder zu viel des Guten wäre. Den Widerstreit zwischen Ordnung und Wandel findet man auch in aktuellen Debatten darüber, ob sich organisationale Veränderungen in evolutionären Sprüngen vollziehen, also entlang diskreter Sprünge von einer Ordnung in eine andere übergehen.

Insgesamt kann festgestellt werden: Es ist das Ziel jedes Unternehmens sich so von der Umwelt abzugrenzen, dass es sich auch in turbulenten Zeiten behaupten kann. Diese Stabilität schafft Verlässlichkeit und ermöglicht es, mit sich verändernden Umweltbedingungen umzugehen. Auf der anderen Seite droht die Gefahr der Erstarrung. Zu viel Stabilität und zu konkrete strategische Planung kann einengen – etwa dann, wenn größere organisationale Change Prozesse anstehen.

Obwohl diese Wechselspiele aus Stabilität und Wandel in der Wissenschaft seit langer Zeit diskutiert werden, fehlt es an theoretischen Modellen zur Beschreibung solcher Prozesse ebenso wie an geeigneten Instrumenten solche Prozesse unterstützend begleiten zu können.

Synergetik als Theorie über Stabilität und Wandel

Als Lösung wird die Anwendung einer komplexitätswissenschaftlichen Systemtheorie gesehen, die ursprünglich in der Physik entwickelt wurde und als Synergetik bezeichnet wird. Die Synergetik bietet eine umfassende Theorie zum Verständnis komplexer Veränderungsprozesse. Stabilität und Wandel kann mit Hilfe der Methoden der Synergetik sogar gemessen werden und den Unternehmen zurückgemeldet werden. Veränderungsprozesse lassen sich damit optimal begleiten.

Abbildung: Veränderung der Potenziallandschaft bei einem Phasenübergang

Die Abbildung stellt in drei Schritten dar, wie sich die so genannte Potenziallandschaft bei einem Phasenübergang verändert. Die Metapher der Potenziallandschaft kennzeichnet attraktive Systemzustände als tiefe Täler und unattraktive als hohe Berge oder steile Wände. Im Attraktor (a) sind die steilen Wände und das Tal klar ausgeprägt, die Kugel, die das Systemverhalten repräsentiert, rollt nach einer Auslenkung schnell zurück in den Attraktor. Das Einzugsgebiet des Attraktors wird in der Nähe zum Bifurkationspunkt zunächst flacher (b) und geht im Bifurkationspunkt in einen Potenzialhügel (so genannter Repellor) über (c).
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches Chaos)

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