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Forschung in der Jugendhilfe

In Zusammenarbeit mit der Grundlagenforschung des Wiener Amts für Jugend und Familie sind zahlreiche Forschungsprojekte entstanden, die Betreuungsfälle der Jugendhilfe als hochkomplexes soziales System begreifen.

Langzeitbetreuungsfälle

In einer Studie zu Langzeitbetreuungsfällen konnten Friedlmayer, Reznicek und Strunk typische Merkmale komplexer dynamischer Systeme durch Aktenanalysen nachweisen. Die erhobenen Zeitreihen zeigten ein komplexes Frequenzspektrum und Merkmale fraktaler Strukturen.

Inhaltlich ergab sich eine Konzentration der sozialen Interaktionen innerhalb der Helfersysteme, sobald es in den Betreuungen zu Krisen kam. Gleichzeitig mit der Intensivierung der Interaktionen innerhalt der Helfersysteme ging die Interaktion mit den Familien zurück. Ein beunruhigender Befund, der zu gezielten Gegenmaßnahmen führte.

Die Arbeiten von Friedlmayer, Reznicek und Strunk wurden 2000 mit dem Wissenschaftlichen Förderpreis der Systemischen Gesellschaft (Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V.) für besondere Forschungsleistungen ausgezeichnet.

Die folgenden Abbildungen zeigen eine Matrix von fünf Institutionen/Personen, die im Verlauf der Zeit unterschiedlich intensiv miteinander kommunizieren. Jede der Institutionen/Personen ist einmal als Empfänger (Spalten der Matrix) und einmal als Sender (Zeile der Matrix) in der Matrix enthalten.

         

 

Veränderungen solcher Interaktionsmuster können mit speziellen statistischen Verfahren in Bezug auf komplexe Musterunterbrechungen untersucht werden.

   

Simulationsmodell

Großes Interesse erregte ein Simulationsmodell zu Jugendamts-Sozialarbeit auf der Science Week der Stadt Wien.

Das Simulationsspiel erlaubt es dem Spieler bzw. der Spielerin in die Rolle einer Sozialarbeiterin zu schlüpfen und einen einfachen Fall aus der täglichen Arbeit von Sozialarbeitern zu betreuen. Der Fall selbst dreht sich um die Problematik eines 13 Jahre alten Schülers, dessen Lehrer davon berichtet, dass der Junge die Schule nur noch sporadisch besucht. Auf der einen Seite befürchtet die Schule ein Abgleiten des Jugendlichen in die Kriminalität. Er wurde mehrfach beobachtet wie er mit einer Straßenbande durch die Stadt streunte. Auf der anderen Seite zieht sich der Junge mehr und mehr von seinen Klassenkameraden und auch den Lehrern zurück. Die Sozialarbeiterin, die mit dem Fall betraut wird, spricht mit dem Jungen, seinen Eltern und der Schule. Der Jugendliche wohnt bei seinen Eltern als Einzelkind. Beide Eltern sind berufstätig. Als Simulationsmodell für den Fall dient ein mathematisches Modell mit neun interagierenden Variablen (die Struktur des Systems ist hier dargestellt).

 

Publikationen

Strunk, G., Friedlmayer, S. & Brousek, E. (2003). Research in the Field of Social Work. A Longitudinal Analysis of Long-Term Psychosocial Care Cases and a Computer Simulation Game on Social Working Practice. Vortrag, gehalten auf: 8th European Conference of Psychology, Vienna. (06.07.-11.07.2003)

Strunk, G., Friedlmayer, S. & Brousek, E. (2001). Ein Erziehungsproblem? – Das kann doch nicht so schwer sein. Vortrag, gehalten auf: Science Week @ Austria 2001, Wien. (11.05. -20.05. 2001)

 

Abbildung: Küstenlinie Britanniens

Die Länge der Küstenlinie Britanniens ändert sich, wenn sie mit unterschiedlichen Zirkelweiten gemessen wird. Das Ausmaß mit dem die Länge wächst, wenn genauer gemessen wird ist ein geometrisches Maß für die Komplexität der Küstenlinie. Der Mathematiker Benoit B. Mandelbrot verdeutlicht damit sein Konzept der fraktalen Dimension.
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2006) Systemische Psychologie)

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