Was ist Komplexität?
sie bedarf nicht des Scheinglanzes überflüssiger Gründe.
Sir Isaac Newton
Noch vor einem Jahrhundert hat man mit Überzeugung kundgetan,
dass die Natur die Einfachheit bevorzuge;
seitdem hat es sich bei mehr als einer Gelegenheit erwiesen,
dass das Gegenteil zutrifft.
Henry Poincaré
Komplexitätsbegriff
Komplexität wird mitunter als modischer Ausdruck für ein kompliziertes
Problem gebraucht. Dabei herrscht die Vorstellung vor, dass ein auch noch so
kompliziertes System durch geduldige Analyse in seine Einzelteile zerlegt
werden kann, so dass ein Verständnis des Gesamtsystems möglich wird.
Bei einem komplexen System trägt eine derartige Aufgliederung aber wenig zum
Verständnis des Gesamtsystems bei, da dessen wesentlichen Eigenschaften erst
durch das vernetzte Zusammenwirken der Einzelelemente entstehen, ein
Phänomen, das als Emergenz bezeichnet wird.
Da in komplexen (sozialen) Systemen nichtlineare Rückkoppelungs- und
Selbstorganisationsprozesse zusammenwirken, ist es nicht möglich, sie
gezielt in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Komplexe Systeme können jedoch in ihrer Gesamtheit verstanden und
durchaus auch zielführend beeinflusst werden, wenn man die maßgeblichen Faktoren, deren
Wirkungszusammenhänge, die sensiblen Druckpunkte sowie die besonderen
Eigenschaften komplexer Systeme berücksichtigt.
Ausgehend von einer Darstellung der Faktoren und deren Wirkungszusammenhänge
im Rahmen einer Systemmodellierung und System-Visualisierung lassen sich
durch Sensitivitätsanalysen und Simulationen Einblicke in den komplexe
Systemdynamik gewinnen.
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Abbildung: Veränderung der Potenziallandschaft bei einem Phasenübergang
Die Abbildung stellt in drei Schritten dar, wie sich die so
genannte Potenziallandschaft bei einem Phasenübergang verändert. Die
Metapher der Potenziallandschaft kennzeichnet attraktive Systemzustände als
tiefe Täler und unattraktive als hohe Berge oder steile Wände. Im Attraktor
(a) sind die steilen Wände und das Tal klar ausgeprägt, die Kugel, die das
Systemverhalten repräsentiert, rollt nach einer Auslenkung schnell zurück in
den Attraktor. Das Einzugsgebiet des Attraktors wird in der Nähe zum
Bifurkationspunkt zunächst flacher (b) und geht im Bifurkationspunkt in
einen Potenzialhügel (so genannter Repellor) über (c).
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches
Chaos)