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Systemmodelle

Komplexe Zusammenhänge kann man besser visualisieren als beschreiben.

Identifikation der zentralen Faktoren eines Systems

   

  1. Maßnahmen der Sozialarbeiterin. Die Maßnahmen der Sozialarbeiterin umfassen alle Betreuungsmöglichkeiten,  die ihr als Fallführende zur Verfügung stehen. Diese können kontrollierend oder ressourcenorientiert sein.

  2.  Stimmung des Jugendlichen. Die Stimmung des Jugendlichen beschreibt seine momentane Gefühlslage: Von sehr traurig und selbstmordgefährdet bis sich selbst überschätzend, provokant, aggressiv.

  3.  Schulleistung des Jugendlichen. Die Schulleistung des Jugendlichen beschreibt, inwieweit er die Schule meistert: Schlecht – Sehr gut.

  4.  Arbeitsbelastung der Sozialarbeiterin. Die Arbeitsbelastung der Sozialarbeiterin beschreibt, wie stark sie durch andere Arbeit beschäftigt ist. Sie kann für den Fall ausreichend Zeit haben bzw. völlig überlastet sein.

  5.  Einstellung der Mutter zum Problem. Die Einstellung der Mutter zum Problem beschreibt, wie viel Chancen die Mutter für ihren Sohn sieht. Sie schwankt zwischen Verzweiflung und engagierter Hilfe.

  6.  Einstellung des Vaters zum Problem. Die Einstellung des Vaters zum Problem beschreibt, wie viel Chancen er für seinen Sohn sieht. Er reagiert entweder mit Desinteresse oder mit Strenge.

  7.  Streit der Eltern über das Problem. Über die Probleme ihres Sohnes streiten die Eltern oft. Eskaliert der Streit, droht einer von beiden mit Schei­dung. Sie können aber auch harmonisch gemeinsam nach Lösungen suchen.

  8.  Alkoholkonsum des Vaters. Der Vater hat auch in früheren Krisensituationen Linderung im Alkohol gesucht. Trinkt er wenig, ist er in der Regel verträglich und offen. Es kann aber vorkommen, dass er dem Alkohol regelrecht verfällt.

  9.  Schulklima. Das Schulklima beschreibt, wie sehr sich der Jugendliche in der Schule wohl fühlen kann. Es kann ein annehmendes und freundliches oder strenges und reglementierendes Schulklima geben.

  

Das in der Abbildung dargestellte Modell wurde 2001 auf der Science Week Austria von Strunk, Friedlmayer und Brousek als Systemspiel zur Simulation eines Betreuungsfalles aus dem Bereich der Sozialarbeit vorgestellt.

  

Strunk, G., Friedlmayer, S. & Brousek, E. (2001). Ein Erziehungsproblem? – Das kann doch nicht so schwer sein. Vortrag, gehalten auf: Science Week @ Austria 2001, Wien. (11.05. -20.05. 2001)  

Das Simulationsspiel erlaubt es dem Spieler bzw. der Spielerin in die Rolle einer Sozialarbeiterin zu schlüpfen und einen einfachen Fall aus der täglichen Arbeit von Sozialarbeitern zu betreuen. Der Fall selbst dreht sich um die Problematik eines 13 Jahre alten Schülers, dessen Lehrer davon berichtet, dass der Junge die Schule nur noch sporadisch besucht. Auf der einen Seite befürchtet die Schule ein Abgleiten des Jugendlichen in die Kriminalität. Er wurde mehrfach beobachtet wie er mit einer Straßenbande durch die Stadt streunte. Auf der anderen Seite zieht sich der Junge mehr und mehr von seinen Klassenkameraden und auch den Lehrern zurück. Die Sozialarbeiterin, die mit dem Fall betraut wird, spricht mit dem Jungen, seinen Eltern und der Schule. Der Jugendliche wohnt bei seinen Eltern als Einzelkind. Beide Eltern sind berufstätig. Als Simulationsmodell für den Fall dient ein mathematisches Modell mit neun interagierenden Variablen (die Struktur des Systems ist in der Abbildung dargestellt). 

  

Die Abbildung stammt aus dem Buch: 

Strunk G. & Schiepek G. (2006) Systemische Psychologie. Eine Einführung in die komplexen Grundlagen menschlichen Verhaltens. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg

Abbildung: Rössler-Attraktor

Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem Rössler-Attraktor. Dabei handelt es sich um die Darstellung eines recht einfachen mathematischen Systems, welches trotz seiner Einfachheit zu Chaos fähig ist. D.h. für dieses System ist es trotz Kenntnis der mathematischen Gleichungen nicht möglich eine langfristige Vorhersage zu machen.
Der Chemiker Erwin Rössler hat Chaos mit einem Knetvorgang verglichen, mit dem auch eine Bäckerin, ein Bäcker den Brotteig durchknetet. Der Teigklumpen wird auf der Arbeitsplatte zunächst auseinander gedrückt oder gewalzt. Was gerade noch dicht beisammen war, wird auseinandergetrieben. Danach wird der Teig zusammengefaltet und wieder zu einem Klumpen vereint, bevor er erneut ausgewalzt und wieder zusammengelegt wird.
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches Chaos)

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