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Lehre zum Thema "Menschen sind bio-psycho-soziales Systeme"

Menschen sind hochgradig komplexe bio-psycho-soziale Systeme. Selbst viele biologische Prozesse, die vor einigen Jahren noch als linear erklärbar und wenig komplex galten, haben sich inzwischen als erratische Dynamik herausgestellt. Psychische und soziale Prozesse galten hingegen immerschon als schwerer verstehbar als die naturwissenschaftlich abbildbaren biologischen Zusammenhänge. Das Komplexität auf allen Ebenen menschlichen Verhaltens, Denkens, Kommunizierens und Erlebens auftreten kann ist eine recht neue Erkenntnis der Komplexitätsforschung. Viele historische Grundlagen der Psychologie wie z. B. das klassische Konditionieren haben sich bereits vor Jahren als falsch herausgestellt. Leider werden diese Ansätze immer noch unterrichtet. Complexity-Research bietet hingegen Forschung und Lehre, die die neuen Erkenntnisse der Komplexitätsforschung ernst nimmt und hilft psychologiesche und therapeutische Prozesse in ihrer Veränderungsdynamik zu verstehen.

Die Komplexität menschlichen Verhaltens

Die Psychologie tut sich recht schwer mit der Einsicht, das menschliches Verhalten eine komplexe Systemdynamik aufweist. Zahlreiche Befunde der akademischen Psychologie müssen vor diesem Hintergrund neu diskutiert werden. Bereits 2006 hat Guido Strunk eine neue Psychologie entworfen, die er "Systemische Psychologie" nennt. Die Systemische Psychologie bertrachtet Menschen konsequent als bio-psycho-soziale Systeme und leitet aus den modernen Systemtheorien neue Ansätze für ein gesamtheitliches Verständnis der komplexität menschlichen Verhaltens ab.

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Therapeutisches Chaos

In Lehre und Beratung geht es hier vor allem um das Verständnis komplexer Lernprozesse, wie sie in Pädagogik, Didaktik, Therapie und Beratung angestrebt werden. Diese lassen sich mit den Methoden der Komplexitätsforschung heute besser verstehen als noch vor wenigen Jahren. Neuere Ansätze, die von Complexity-Research und Guido Strunk maßgeblich mitentwickelt wurden, interpretieren Verhaltensmuster als sog. Attraktoren. Dabei handelt es sich um Muster, die komplexe Systeme ausbilden und gegen äußere Beeinflussungen abgrenzen. Veränderungen, wie sie in Beratung, Therapie, Didaktik etc. angestrebt werden sind damit als Welchsel zwischen Attraktoren zu verstehen. Solche Vorgänge heißen auch Phasenübergänge und werden insbesondere von der Synergetik umfassend erkllärt. Die Synergetik lässt sog. kritische Fluktuationen und kritisches Langsamerwerden als Vorboten relevanter Veränderungen in Systemen erwarten. Aus dieser Hypothese ergeben sich zahlreiche Ansätze für neuere Forschungsprojekte und die Gestaltung von therapeutischen oder didaktischen Prozessen. Die Promotionsschrift von Guido Strunk ist die weltweit erste und bis heute umfassendste Analyse zweier Psychotherapien vor dem Hintergrund der erwähnten Vorboten für Veränderungen.

Eine neuere Zusammenfassung und Neuinterpretation der Ergebnisse findet sich auch in:

Strunk, G. & Lichtwarck-Aschoff, A. (2019): Therapeutic Chaos. Journal for Person-Oriented Research, 5 (2), 81-100.
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Abbildung: Therapeutisches Chaos

Synchronisation und Desynchronisation in einer Psychotherapie. Die Ergebnisse einer aufwändigen Einzelfallstudien zur Interaktionsdynamik in Psychotherapien haben einige verblüffende Erkenntnisse gebracht. Die Daten wurden anhand von Videoaufzeichnungen mit einer zeitlichen Auflösung von zehn Sekunden erhoben. Die Abbildung zeigt die zeitliche Veränderung der Korrelation zwischen dem Therapeutenverhalten „Eigenverantwortlichkeit der Klientin fördern“ und der „Problembearbeitung vs. Vermeidung“ der Klientin. Die beiden Achsen zeigen die Korrelationen im Abstand von fünf Minuten. Synchronisation und Desynchronisation wechseln einander beständig ab.
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches Chaos)

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